In diesen bekannten Restaurantführern können Sie objektive Beurteilungen über uns lesen:
Marcellino
Marco Polo
Varta
Schlemmeratlas
Fotografie von Willem Thomson im Auftrag von Zitty Berlin
Das
Wunder von Kreuzberg
Wunder gibt es immer wieder. Jenes von Kreuzberg ist schwer zu finden. Kein
Hinweisschild gibt Aufschluss über die pittoreske Bauernkate, die da, umgeben von
Häuserwänden, in einem Hinterhof an der Mittenwaslder Straße anmutet wie ein Stein
gewordener Anachronismus vom Lande. Italophile Souvenirs dominieren das Interieur. Dicht
stehen die rustikal, sprich: Kariert eingedeckten Tische. Pizza indes gibt es in diesem
von der schnörkellosen Küche der Emilia Romagna geprägtem Etablissement nicht; auch
kann nicht à la carte bestellt werden.
Dafür wird mit monatlich wechselnden und vortrefflichen Menüs in acht
Gängen ( 56 ) ein wundersamer Sport kultiviert: Das gemeinsame, ja gleichzeitige
Speisen. Denn es ist zwar möglich, aber nur bedingt erwünscht, das Lokal zu einer
späteren Zeit als 19.30 Uhr zu betreten.
Wir wagten es - und wurden dennoch vorzüglich bedient. Es erwarteten uns
neben ofenwarmen Bauernbrot Antipasti - von frischem über eingelegtes Gemüse bis zu
verschiedenen Sorten Salami und Coppa. Man hüte sich trotz dieser Füllhörner vor
übereilter Gier. Die nämlich könnte sich rächen, wenn nach dem zweiten Gang, im
Dezember wahlweise Bresaola mit Kräutervinaigrette oder Geflügelleber auf Apfelringen,
der Magen wegen Überfüllung schließen muss. Und das wäre sehr schade. Um die
hausgemachten Tagliolini im deliziösen Walnusssugo. Und um das Hauptgericht,
polentagesäumte Entenkeule in Zitronen-Salbei-Gremolata oder wintergemüseumrankter
Schweinebraten. Wer dann noch nicht satt ist, labe sich am Dessert, Panettone mit
Vanilleeis. Espresso, Wasser und Landwein sind im Preis inbegriffen. Für Nachschub an
Letzterem sorgen die Gäste selbst: Ein Holzfass harrt durstiger Wiederholungstäter.
Wir jedenfalls würden es immer wieder tun.